Einleitung
Wie kam ich nach Chalkidiki? Das könnt Ihr hier im ersten Teil des Reiseblogs lesen. Wieso ist dann die Rückfahrt erwähnenswert? Eine Rückfahrt über Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich war zumindest optional geplant. Durch die während meines Griechenlandaufenthaltes erneut verschärften Quarantänebestimmungen für Rückreisende wurde ich quasi dazu gezwungen. 14 Tage die Wohnung nicht verlassen zu dürfen geht als Single gar nicht. Oder soll ich z.B. den Müll auf dem Balkon stapeln? Praktisch wurde ich gezwungen meine Hinreise zu toppen.
Dreht er jetzt vollends durch?
Entscheidet selbst. Aber bitte auch diesmal erst wenn Ihr den Blogartikel gelesen habt.
Die Route
Nachdem es klar war, dass ich nicht durch Serbien (Risikogebiet) im Transit durchfahren darf, ohne allein deswegen mit Einreisebeschränkungen in Baden-Württemberg zu rechnen, habe ich mich für die nördliche Balkanroute entschieden: Thessaloniki-Sofia-Montana-Widin/Calafat-Drobeta Turnu Severin-Szeged-Budapest-Wien-Branau am Inn-München-Stuttgart. Zwar nur 143 km länger als die Hinreise, aber auch 5:25h länger!!! Der Landstraßenanteil ist schließlich deutlich höher. Dazu kommt, dass der bisher einzige Supercharger in Bulgarien in Plovdiv nicht auf der Route liegt und ich somit erst in Ungarn kurz nach der Grenze in Szeged der ersten Supercharger zur Verfügung steht. Die Planung mittels ADAC-Maps ohne Ladestopps:
Kosten
Maut+Vignetten: ca. 41,06€, Tesla-Supercharger: 30,24€ (in Ungarn kostenlos?), Plugsurfing (Sofia): 22,86€, Renovatio e-Charge (Drobeta Turnu Severin): 20,29€. Für Bulgarien galt die e-Vignette der Hinfahrt auch für die Rückfahrt (hatte 30 Tage gewählt), fairerweise müsste ich hier 15 € dazurechnen und dafür bei der Hinfahrt abziehen.
Was mich bewegte erneut durchzufahren
- Eine fast geschickte Wahl der Startzeit: Freitag 23:06 Uhr Ortszeit (+1h, nochmal direkt vorher geschlafen ), bin dadurch Punkt 3 Uhr in Sofia angekommen, wo ich beim ersten Ladestopp nochmal geschlafen habe um ca. 4:15 Uhr startbereit für die Bergetappe nach Montana zu sein. Geplant war der Start die Bergetappe bei Morgendämmerung (Tageslicht), die begann aber erst über 1 Stunde später (Regenwetter, Berge).
- Außer an der Donaubrücke bei Widin/Calafat (Bulgarien/Rumänien) keine Wartezeit an den Grenzen. Ich war 15 Minuten zu früh da und der erste in der Schlange. Laut Internet sollten die um 6 Uhr aufmachen, Corona-bedingt machten sie erst um 8 Uhr auf.
- Nur zwei Mautstopps in Griechenland und einer an der Donaubrücke bei Widin/Calafat, ist dort aber direkt an der Grenze einfach ein zweiter Schalter 10m nach der Grenzschranke, kein zusätzlicher Stopp. Für Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich hatte ich jeweils eine e-Vignette im Internet gekauft.
- Das Wetter war nach Sofia schlecht, es regnete durchgehend. Erst 200 km vor Szeged trocknete es. In Österreich begann es ab St. Pölten erneut zu regnen, erst am letzten Ladestopp am Supercharger Mühldorf in Deutschland wurde es wieder trocken.
- Meine Stimmung war wegen dem Wetter und der extremen Streckenbegrenzungen in Bulgarien und Rumänien gekippt. Auf der Bergstrecke zwischen Sofia und Montana gilt durchgehend 40, stellenweise nur 30!!! Die Straße ist in einem guten Zustand (keine Schlaglöcher, keine plötzlichen Fahrbahnverengungen, gut sichtbare Markierungen), aber bei Nacht, Regen und Nebel durch die verdunstende Feuchtigkeit schwierig zu fahren. Der Oberflächenbelag war durch die Nässe und durch das leicht verschlammte Wasser rutschig. Wenigstens hatte ich niemanden vor mir. In den Tälern dann wegen jedem Feldweg nur 50 und meistens Überholverbot. In Rumänien dann elend lange Ortsdurchfahrten an Orten, die zehn- bis zwanzig mal so lang wie breit sind. Ein Dorf nach dem anderen. Dann dachte ich noch ich könne das schöne Donautal und andere Orte fotografieren. Dabei habe ich öfters kaum das serbische Ufer sehen können. Dazu noch der sehr dichte Verkehr ab Drobeta Turnu Severin bis zur Autobahn. Ich wollte nur noch nach Hause.
- 200 km vor dem ersten Supercharger in Szeged trocknete das Wetter und jemand schenkte mir genau dort eine Autobahn. Zuvor hatte ich erst ca. 50 km vor Szeged mit einer Autobahn gerechnet.
- Ich war deutlich vor meinem Zeitplan in Österreich. Mit den Ladestopps (ca. 5h inklusive An- und Abfahrt zu den Ladesäulen) und der ADAC-Maps-Planung hätte ich mit 31,5h rechnen müssen! Auf der ganzen Strecke hatte ich keinen einzigen Stau. Außer der Etappe Drobeta Turnu Severin bis Autobahn konnte ich aber fast immer das Tempo selbst bestimmen. In Rumänien ist man innerorts mit 50 ein Verkehrshindernis, es wird sofort gehupt. Selbst wenn ich mal 65 fuhr, wurde ich überholt. Auch die ständigen 50er Tempolimits in Bulgarien wegen jedem Feldweg konnte ich irgendwann nicht mehr Ernst nehmen.
- Mindestens 75% der Strecke bin ich mit dem Autopiloten gefahren. Dadurch muss man sich nicht gleichzeitig auf das Umfeld, den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und die Spureinhaltung konzentrieren. Das entspannt deutlich, man wird nicht so schnell müde.
- Keine Gefahr eines Sekundenschlafes, sonst hätte ich sofort am nächsten Parkplatz angehalten und die Matratze ausgepackt.
Ladestopps
- 50 kW Sofia bei Mr. Bricolage (französische Baumarktkette) nach ca. 370 km, 78 Min, Powernapping (mit Augenbinde und Ohrstöpsel im Camp-Mode auf der Rücksitzbank)
- 50 kW Drobeta Turnu Severin (am Severin Shopping-Center, offen, zwei große, saubere Toiletten), ca. 305 km, ca. 70 Min
- Supercharger Szeged, Ungarn (wo gibt es hier Toiletten?), ca. 357 km, ca. 35 Min
- Supercharger Györ, Ungarn, ca. 280 km, ca. 35 Min
- Supercharger St. Valentin, Österreich, ca. 30 Min, kurz vorher startete sich die Akkuheizung!!! meines Teslas um schneller laden zu können (14 Grad kalt und nass Mitte Juli). Im Tankstellenshop etwas warmes gegessen.
- Supercharger Mühldorf, Deutschland, ca. 30 Min, Powernapping (mit Augenbinde und Ohrstöpsel im Camp-Mode auf der Rücksitzbank)
Wieso schreib ich 28h wenn auf dem Ankunftsbild 02:25 Uhr steht?
- Zum einen ist Griechenland in einer anderen Zeitzone und uns 1h voraus.
- In Montana (Bulgarien) habe ich eine neue Ladesäule testen wollen, die mehr oder weniger auf dem Weg lag. Ich musste aber nicht laden. Zuerst war diese zugeparkt. Dann brach ständig nach wenigen Sekunden die Ladung ab. kein Toilettenstopp. Das hat mich in der Summe eben ca. 15 Minuten gekostet, die ich abgezogen habe.
- Es gibt einige Zeugen, da ich durchgängig überall per Glympse (GPS-Tracker) verfolgbar war.
Das Zielbild:
Der Lohn der Mühe
- Das eigene Bett. Ich war aber wieder so stark aufgedreht, dass ich erst um 4 Uhr reingekrochen bin. Und um 8:30 Uhr war ich schon wieder hellwach und auf.
- Auf der letzten Anhöhe vor meiner A81-Ausfahrt Ludwigsburg-Süd wurde ich um ca. 2:22 Uhr von einem hellen Meteor/Meteorit begrüßt. Fast genau im Norden, er ist fast senkrecht gefallen. Ich hoffe der Kleine hat es auch auf die Erde geschafft (= Meteorit) und ist nicht vorher verglüht.
Würde ich es wieder tun?
Nein. Zumindest nicht ohne Übernachtung oder ohne zweiten Fahrer. Und ohne Autopilot schon mal gar nicht. Da ich in Deutschland in die zweite Nacht hinein gefahren bin, musste ich mich aktiv wachhalten: Gymnastik, lautes Mitsingen. Tesla hat mich erneut besiegt. Ich war fertig , das Auto hingegen wollte immer weiter.
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